Österreichreise Tag 18: Zum Großglockner ❤





"Ruhetag" in Heiligenblut. Ausschlafen, vor unserem Zelt sitzen und die Sonnenstrahlen genießen, gemütlich frühstücken, noch ein wenig weiter rauf strampeln und die Aussicht auf Heiligenblut und die umliegenden Berge genießen. Oder jedenfalls war das der Plan 😉


 


Zelt und das meiste von unserem Gepäck ließen wir auf dem Campingplatz und radelten los. Um dem Verkehr der Großglockner Hochalpenstraße aus dem Weg zu gehen, fuhren wir über die Alte Glocknerhausstraße nach oben. Die einspurige Straße führt teilweise recht steil und vorwiegend auch auf Schotterwegen nach oben und war der Hauptweg zum Glocknerhaus, bevor die Hochalpenstraße gebaut wurde.  


   


Nach ca. 8 Kilometern endet die Alte Glocknerhausstraße allerdings bei einem versperrten Schranken und mündet kurz darauf in die Großglockner Hochalpenstraße. Das erste Mal an diesem Tag stellten wir uns die Frage: umdrehen oder weiterfahren? Die Entscheidung fiel uns relativ leicht, denn glücklicherweise hielt sich der Verkehr auf der Hochalpenstraße gerade in Grenzen.


 


Als wir bei der Schmidlwand vorbeifuhren, zeigte uns ein Schild, dass wir so hoch wie noch nie zuvor mit den Fahrrädern unterwegs waren. Mit einer Höhe von 1.793 m war der Albergpass bisher der höchste Punkt. 




Umdrehen wollten wir aber noch immer nicht und strampelten immer weiter nach oben. Immer wieder wurden wir von anderen Radlern überholt, die uns erst - wohl auf der Suche nach dem versteckten Akku - auf die Füße starrten und schließlich meist erstaunt reagierten. Während wir von Rennradlern sonst ja eigentlich eher ignoriert werden, fuhr hier kaum einer an uns vorbei, bevor er uns mit Worten oder Handzeichen motivierte, uns gratulierte oder Sätze wie "Aber ihr seids ja Bio-Biker!" oder "Super! Bald habt ihr es geschafft!" fallen ließ. Als wäre das schöne Panorama dort nicht schon motivierend genug, sorgte dieser kurze Austausch jedes Mal wie ein zusätzlicher Schub nach vorne ❤


   


Irgendwann tauchte vor uns eine langgezogene Galerie auf und von unserem Weg über den Arlbergpass hatten wir solche als besonders ungemütlich in Erinnerung. Vor allem in Kombination mit breiten Wohnmobilen und Bussen. Und da war er: der Moment, wo die Lust zum Weiterfahren schwand und wir doch tatsächlich überlegten umzukehren. Ein Blick auf Komoot zeigte allerdings, dass uns nur noch etwa 1 Kilometer von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe trennte... Sollten wir jetzt wirklich umdrehen, würden wir uns hinterher bestimmt ärgern! Also machten wir, was wir in solchen Situationen immer tun: bis zum nächsten schönen Fleck weiterradeln, kurz pausieren, uns mit Süßkram belohnen, uns nochmals kurz motivieren und weiter!


 
 


Kurze Zeit später standen wir tatsächlich an der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (2.369 m), benannt nach Kaiser Franz Joseph, der 1856 hierher gewandert war und von hier aus den Blick auf den Großglockner genoss. Und wir waren einfach nur überwältigt. Von der Aussicht, vom Blick auf Großglockner und Pasterze...


   


... vor allem aber überwältigt von dem Gefühl es geschafft zu haben. Noch dazu ohne Schwierigkeiten. Abgesehen von verräterischen weißen Streifen auf den T-Shirts, merkten wir nichts von dem Weg, den wir gerade zurückgelegt hatten. Weswegen wir in unserer Euphorie sogar darüber nachdachten, den Weg auch noch zum Hochtor (2.504 m) und zur Edelweißspitze (2.572 m) fortzusetzen.  





Ein Vorhaben, das beim Anblick eines kaputten Fahrrades am Straßenrand und der Landung des Rettungshubschraubers genauso schnell verworfen wie zuvor ausgesprochen wurde. Mittlerweile rollte wesentlich mehr Verkehr über die Hochalpenstraße und es wurde von Minute zu Minute ungemütlicher. Und das, obwohl wir nun bergab und somit ja eigentlich schneller unterwegs waren. Als Julia auch noch beobachtete, wie Walter in einer Außenkehre von einem Auto überholt wurde, das wiederum von einem Rennradler überholt wurde, während allen dreien auch noch ein Auto entgegenkam, gab es für uns nur noch ein Ziel: weg hier!


 


Also fuhren wir nicht über die Großglockner Hochalpenstraße nach Heiligenblut zurück, sondern fuhren wieder auf die Alte Glocknerhausstraße. Endlich wieder ruhig und entspannt dahinrollen und Landschaft und Ausblick so richtig genießen.


 


Zurück in Heiligenblut genehmigten wir uns riesige Leberkässemmeln im Ortszentrum. Während wir da so saßen, bemerkten wir immer wieder Gestank von stark beanspruchten Kupplungen und Bremsanlagen. Die meisten Autos und vor allem Wohnmobile, die von der Großglockner Hochalpenstraße zurückkamen, brachten diese Duftnote mit sich. 





Unglaublich stolz und mit einem breiten Grinsen im Gesicht ließen wir den Abend vor unserem Zelt ausklingen. Ein wenig getrübt wurde die Stimmung nur davon, dass wir an jenem Tag gleich dreimal den Rettungshubschrauer und doch einige brenzlige Situationen gesehen hatten. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja auch auf der Großglockner Hochalpenstraße irgendwann einmal einen autofreien Tag, der uns Genussradlern die Möglichkeit gibt, Angst-frei dort herum zu fahren. Wir sind uns ziemlich sicher, dass jeder Radfahrer bereit wäre für dieses Erlebnis in die Mautkassa zu zahlen. Und dann holen wir uns Hochtor und Edelweißspitze...  




Kommentare

  1. hallo julia und walter, am 22.06.2022 geht euer wunsch nach einem autofreien tag auf dem glockner in erfüllung. da findet der glocknerkönig statt, ein radmarathon von bruck zum hochtor, 27 km oder die ligth-version von der mautstelle fusch, ca. 13 km. bis ca. 10 uhr gehört die straße den radlern, da gibt es keine autos, dafür 2.000 radfahrer :-). ich bin 4 x mitgefahren, jedes mal ein erlebnis, auch wegen dem wetter, das einen erwarten kann. https://www.glocknerkoenig.com/de/

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  2. wunderschön!! Die alte Glocknerstraße kenn ich gar nicht, die wäre wohl auch zum Wandern schön. Ich bin euch gern jetzt durchs Mölltal gefolgt, wir verbringen seit Jahren unseren Sommer-Almurlaub dort, nur nicht mit Rad ;-)

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