Tour Around Austria 2022 - Teil 6: Schweiz und Liechtenstein

Weiter auf unserer Tour Around Austria geht es gleich mit zwei unserer Nachbarländer. Liechtenstein alleine wäre nämlich ein ziemlich kurzer Blogbeitrag. Vor allem, weil uns für mehrere Kilometer gar nicht bewusst war, dass wir uns überhaupt schon in Liechtenstein befanden. Da waren wir auch fast schon wieder draußen. Aber dazu kommen wir gleich 😉


Tag 22: Als wir Liechtenstein beinahe verpassten 😅 (8. August 2022)



Nach unserem Kurzbesuch in Bregenz verabschiedeten wir uns wieder vom Bodensee und folgten nun dem Rhein. Recht schnell ging es auch gleich wieder über die nächste Grenze und in unser nächstes Nachbarland: in die Schweiz.  


 


Lange befanden wir uns allerdings nicht in der Schweiz, sondern radelten schon bald in Liechtenstein ein. Ohne es zu bemerken. Den weißen Stein, der die Grenze von Liechtenstein und der Schweiz und zugleich auch den westlichsten Punkt Österreichs markiert, übersahen wir nämlich. Bewusst wurde uns dieser Fehler erst kurz vor Vaduz, als wir auf einer Brücke die Liechtensteiner Fahne wehen sahen...




Na wenigstens waren wir nicht auch an Vaduz einfach so vorbeigeradelt! Auch wenn wir die Hauptstadt von Liechtenstein alles andere als gemütlich fanden, war sie doch sehenswert: geprägt von goldfarbenen Steinböden, riesigen Bank- und Bürogebäuden und vielen Menschen in Anzügen.




Und damit war unser Kurzbesuch in Liechtenstein auch schon wieder beendet. Über die alte Rheinbrücke ging es zurück in die Schweiz. Die Brücke wurde um 1900 auf den alten Pfeilern der Vorgängerbrücke erbaut und ist die letzte noch erhaltene Holzbrücke über den Rhein. Dort fanden wir auch endlich eine schöne (und eigentlich auch unsere einzige) sichtbare Grenze von Liechtenstein und der Schweiz 😉




Meist entlang von Bahn oder Autobahn, vorbei an Windrädern, Fabriken und Einkaufszentren folgten wir dem Rhein noch weiter bis Chur. Aber immerhin bekamen wir schon einen schönen Blick auf die Berge, die wir in den nächsten Tagen endlich aus nächster Nähe genießen würden. Und auf die wir uns schon seit Beginn unserer Radreise rund um Österreich gefreut hatten. 


 


Tag 23: Endlich in die Berge (9. August 2022)



Am Vorabend hatten wir uns am Campingplatz von Chur einen ruhigen Zeltplatz neben dem Wald ausgesucht. Möglichst weit weg vom tosenden Rhein und der noch lauter tosenden Autobahn. Womit wir nicht gerechnet hatten, war, dass ausgerechnet dieses Waldstück uns einen relativ frühen Morgen bescheren würde. Dort war nämlich ein militärisches Übungsgebiet versteckt und scheinbar hatte man entschieden, dass 6 Uhr Früh ein geeigneter Zeitpunkt für Schießübungen zu sein schien. Und weil es sich neben Feuergefecht nicht mehr ganz so entspannt schlafen lässt, starteten auch wir schon recht früh in den Tag. Mit Chur ließen wir den Rhein wieder hinter uns und folgten nun dem Hinterrhein bis nach Thusis weiter. Schnell verwandelte sich die Landschaft vom langweiligen Flussradweg zu einem Schotterweg mit traumhaften Ausblicken. 




Der Weg führte uns in den historischen Kurort Rothenbrunnen, der für seine jod- und eisenhaltige Heilquelle bekannt ist. Am Brunnen vor dem ehemaligen Kurhaus gönnten wir uns auch ein Schlückchen davon. Nur um dann ganz viel normales Trinkwasser nachtzutrinken, um den Geschmack wieder los zu werden 😅 






Als wir unsere weitere Route durch die Schweiz und rüber zum Reschenpass planten, sorgte das Höhenprofil für einen ordentlichen Überraschungsmoment. Auf dem Weg zum Reschenpass tauchte nämlich ein Pass auf, gegen den alle bisherigen und zukünftigen Passhöhen auf unserer Tour Around Austria plötzlich wie kleine Hügel wirkten: der Albulapass mit 2.315m Seehöhe. Und auch wenn wir uns schon wahnsinnig auf diese Herausforderung freuten, hatte diese einen großen bzw. besser gesagt zwei Haken: im unteren Teil führt die Passstraße durch zwei längere Tunnel, die uns als eng, kurvig und schlecht beleuchtet beschrieben wurden. Noch dazu bergauf, was uns vollbepackt mehr oder weniger zu einem stehenden Hindernis macht. Weswegen uns empfohlen wurde diese Tunnel mit der Schmalspurbahn zu umgehen, die sich dort über 144 Brücken und durch 42 Tunnel und Galerien rauf bis nach St. Moritz schraubt und zum Weltkulturerbe zählt. Diese nimmt natürlich auch Fahrräder mit, aber ein kleiner Tipp: anders als in Österreich befindet sich hinter einer mit Fahrrad gekennzeichneten Tür nicht automatisch ausreichend Platz für Fahrräder. Wir haben uns natürlich trotzdem bei einer dieser Türen reingequetscht und bekamen schließlich von der Schaffnerin ein ordentliches Augenrollen, gefolgt von einem "Immer diese Österreicher!" und einem kleinen Anschiss. Denn diese Fahrradmarkierung zeigt nur einen Hängeplatz für EIN Fahrrad. Für unsere vollbepackten Reiseräder wäre im hinteren Teil des Zuges ein ganzer Waggon vorgesehen gewesen 😉




In Tiefencastel stiegen wir wieder aus dem Zug und fanden uns plötzlich in einer ganz anderen Welt wieder. Inmitten von Bergen, vorbei an hübschen Dörfern und immer wieder mit spektakulären Ausblicken strampelten wir die Albulapassstraße nach oben. So mancher Abschnitt war allerdings eine kleine Herausforderung für die Höhenangstgeplagte Julia. Immerhin radelten wir meist auf der Talseite und die niedrigen Mäuerchen ließen sehr oft einen zu guten Blick auf die dahinter liegenden steilen Abhänge zu. Besonders beeindruckend die Galerie kurz vor Bergün, die schon viele Kilometer zuvor in unserem Blickfeld auftauchte und je näher wir kamen, umso beeindruckender wirkte die in die Felsenwand gehauene Straße.  




Auf halber Strecke auf den Albulapass beendeten wir unsere erste Etappe auf 1.367m in Bergün, einem unglaublich schönen Ort mit vielen historischen Häusern und Kurhotels. Erzählt wurde uns, dass Bergün im 19. Jahrhundert ein beliebter Kurort war, der die noble Gesellschaft zur Sommerfrische in die Berge lockte. Um seinen Kurgästen ein weiteres Erlebnis zu bieten, halfen die Bergüner bei der Finanzierung des Bahnbaus nach St. Moritz. Ein Plan, der nach hinten losging, denn sobald die Bahn fertig gebaut war, fuhren die Gäste gleich weiter nach St. Moritz.  





Auf dem kleinen, naturbelassenen und äußerst gemütlichen Campingplatz Albula ließen wir den Tag ausklingen. Allerdings verschwand die Sonne recht bald hinter den bewaldeten Bergen und die Temperatur sank schnell auf 8°C. Was für ein Kontrast zu den 40°C, die wir nur wenige Wochen zuvor in Ungarn erlebten!
Passend zur traumhaften Kulisse gönnten wir uns als Abendmenü Käsespätzle vom Gaskocher bzw. wie einer der jüngeren Campinggäste am ganzen Platz lautstark verlauten ließ: "Die haben Knöpfli!"




Tag 24: Über den Albulapass (10. August 2022)



Bevor wir unseren Weg auf den Albulapass fortsetzten, fuhren wir nochmals runter nach Bergün, um uns den historischen Ortskern anzusehen und dort auch gleich zu frühstücken. Auch füllten wir unsere Satteltaschen mit genügend Wasser und Proviant für den restlichen Tag. Vor uns lagen nun noch ca. 800 Höhenmeter die Albulapassstraße rauf rauf rauf auf 2.315m Seehöhe. 





Das Besondere an der Albulapassstraße ist der Verlauf der zahlreichen Viadukte, die man durch- und überquert. Denn nach oben zur Passhöhe muss auch die Bahn einige Höhenmeter bewältigen und schafft dies nur mit zahlreichen Schleifen und Serpentinen, die sich teilweise IM Berg befinden. Immer wieder sieht man einen Zug über eine Brücke fahren, in einem Tunnel verschwinden, wo er im Berg eine Schleife zieht, um dann irgendwo wieder aufzutauchen. Und als ob das noch nicht sehenswert genug wäre, werden Landschaft und Ausblicke immer schöner und schöner. Bei recht moderater Steigung kurbelten wir uns nach oben und trafen dabei nur auf wenige Autofahrer, noch weniger Radfahrer und einige Murmeltiere, die in Straßennähe lautstark von unserer Anwesenheit berichteten.  





Und schon waren wir oben! Nach der Franz-Josefs-Höhe mit 2.369m unser zweithöchster Punkt bisher. Zur Belohnung kehrten wir zum zweitteuersten Kaffee bisher ein. Mit zwei riesigen Stücken Kuchen zahlten wir für unsere Kaffeepause 36 Schweizer Franken. Und bevor ihr fragt: unseren teuersten Kaffee genossen wir 2007 am Markusplatz in Venedig, aber dort mussten wir auch für die Musik bezahlen 😉




Mit vielen Bremspausen rollten wir wieder runter nach La Punt Chamues-ch und fanden uns dort am Innradweg wieder. Überraschenderweise ging es aber auch weiterhin ordentlich auf und ab. Dadurch, dass der Albulapass für einen so hohen Ausschlag im Höhenprofil sorgte, verschwanden all die kleineren Steigungen auf der folgenden Strecke komplett im Höhenprofil. Unserer guten Laune tat dies keinen Abbruch. Immerhin hatten wir einen traumhaften Radltag hinter uns ❤




Tag 25: Ach, du lieber Inn, Teil 2 (11. August 2022)



Nach den Traumtagen auf den Albulapass hatten wir ein wenig Sorge, dass uns die weitere Strecke entlang des Inns wieder langweilen würde. Anders als der Innradweg in Deutschlang zeigt sich der Weg hier aber alles andere als langweilig. Und auch recht höhenmeterreich. Immer wieder geht es weg vom Inn und rauf in irgendwelche hübschen Dörfer, um dann wieder zum Inn runter zu führen. Und mit "rauf" meinen wir keine Hügerl, sondern rauf auf 1.500m Seehöhe. Dementsprechend traumhaft sind die Ausblicke!




Wie auch in Österreich haben Bergstraßen leider oft den Haken, dass es meist nur eine Straße für den gesamten Verkehr gibt und diese oft kurvig und nicht allzu breit ist. Bei viel Verkehr verpasst dies der schönen Strecke oft einen ordentlichen Dämpfer, vor allem wenn man wiederholt knapp überholt wird, obwohl es neben einem in den Graben geht. Anders auf der Strecke kurz nach Ardez. Wegen einer Baustelle gab es eine längere Umleitung und somit fuhren dort keine Autos. Nach kurzem Zögern fuhren wir trotzdem weiter und was sollen wir sagen: bis auf etwa 200 Meter schottriger Baustelle, die wir problemlos schiebend überqueren konnten, hatten wir eine komplett neu asphaltierte Straße ganz für uns alleine.





Mit traumhaften Landschaften, die vom blitzblauen Inn durchzogen werden, ging es auch den restlichen Tag weiter. Ein besonderes Highlight durften wir in Scuol erleben, wo der Rad- und Fussweg über den Inn über die 35 Meter hohe Gulainabrücke führt. Zumindest einer von uns genoss den schönen Ausblick dort sehr 😉 





In Strada beendeten wir den Tag auf einem weiteren kleinen gemütlichen Campingplatz. Während wir da so vor dem Zelt saßen und uns die weitere Strecke ansahen, traf es uns wie ein Blitz: wir waren nur noch wenige Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt! Die vielen schönen Eindrücke haben uns komplett vergessen lassen, dasss wir doch irgendwo wieder einmal einen Ruhetag einlegen wollten! Und so gemütlich der Campingplatz in Strada auch war: einen ganzen Tag wollten wir dort dann auch nicht rumsitzen. Ein Blick auf die Karte zeigte uns, dass es am nächsten Tag rauf auf die Norbertshöhe und den Reschenpass rüber nach Italien gehen sollte. Es sei denn... Ja, es sei denn wir lassen den Reschenpass noch einen Tag ruhen, fahren nur die Norbertshöhe rauf nach Nauders und gönnen uns dort quasi einen halben Ruhetag. Strecke dorthin: unglaubliche 12 Kilometer. Das war sogar für uns ein neuer Rekord 😂




Tag 26: Am Ruhetag auf die Norbertshöhe (12. August 2022)



Gesagt, getan: wir radelten die letzten Kilometer durch die Schweiz, fuhren wieder über die österreichische Grenze, radelten die 11 Serpentinen zur Norbertshöhe hinauf...




... rollten noch runter bis nach Nauders und beendeten unseren Radltag dort nach gerade einmal 12 Kilometern im Gasthof zum Goldenen Löwen. Ein wunderschönes Hotel direkt im Ortszentrum mit historischer Gaststube und noch dazu mit dem besten Service für Radler, das wir jemals erleben durften. Abgesehen vom sicheren Abstellplatz für unsere Stahlesel gibt es dort eine Rad-Waschanlage, unsere gesamte Wäsche wurde uns über Nacht gewaschen und getrocknet und beim Frühstück wurde uns auch noch angeboten etwas vom Buffet als Wegzehrung einzupacken. Einfach großartig, hier kehren wir bestimmt nochmals ein! ❤




weiter zu Teil 7: Italien

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