Tour Around Austria 2022 - Teil 5: Deutschland

In Kohlstatt ging es über die kleine unscheinbare Grenze nach Deutschland und nur kurze Zeit später radelten wir den 1000. Kilometer auf unserer Tour Around Austria.





Über Wegscheid und Wildenranna ging es runter ins Donautal und wieder einmal entlang der Donau weiter. Wie schon gesagt: wenn man rund um Österreich radelt, erlebt man die meisten Flüsse gleich mehrmals 😉 
Der große Radlerstrom, der einem hier in der Ferienzeit üblicherweise entgegen kommt, blieb aber aus, was wahrscheinlich an den dunklen Wolken lag, die uns kurz vor Passau einen ordentlichen Regenguss bescherten. Einem kleinen Vordach von einem mittlerweile geschlossenen Gasthof verdanken wir, dass wir unseren Weg trotzdem halbwegs trocken fortsetzen konnten. 




Wie auch schon bei unserer Radreise entlang der Donau 2017 besuchten wir Passau kurz, spazierten durch die Altstadt und genossen die obligatorische Apfelstrudelpause am Domplatz. Und das alles sogar wieder bei schönstem Wetter. 




Damit wurde es auch schon wieder Zeit sich endgültig von der Donau zu verabschieden und auf einen anderen Flussradweg zu wechseln: am EuroVelo 7, der "Sonnenroute", ging es nun weiter dem Inn entlang, der hier für einige Kilometer die Grenze von Deutschland und Österreich bildet. 




Tag 16: Ach, du lieber Inn (2. August 2022)



Dem Inn folgten wir auch am nächsten Tag noch ein ordentliches Stück. In Passau hatten wir noch kurz überlegt an der Donau zu bleiben und schließlich der Isar zu folgen, um beim Franz-Eberhofer-Kreisverkehr ein paar Runden zu drehen, entschieden uns aber doch dagegen, weil wir generell keine großen Fans des Donauradweges sind. Hätte ja keiner von uns ahnen können, dass auch der Inn dort in der Gegend nicht gerade von abwechslungsreichen Streckenabschnitten strotzt, sondern meist auf oder neben einem Damm verläuft und über viele Kilometer gleich aussieht. Da half auch ein Hin- und Herwechseln zwischen  Fluss- und Länderseiten nichts. Laaaaaangweilig! 
Spoiler: den Innradweg würden wir auf unserer Tour Around Austria auch noch von einer ganz anderen Seite kennenlernen, aber dazu im nächsten Länderbericht mehr 😉




Erst kurz vor Überackern führte uns der Radweg endlich wieder weg vom Damm und  eine bewaldete Landesstraße rauf. Ein kleiner Parkplatz mit Aussichtsplattform bot uns  einen schönen Blick auf die Mündung von Inn und Salzach und somit auch einen (vorerst) letzten Blick auf den Inn. Wir blieben in Grenznähe und folgten somit nun der Salzach weiter. 




Kurze Zeit später gingen wir in einem kleinen Einkaufszentrum in Duttendorf auf die Suche nach ein wenig Abkühlung und fanden diese in Form von gerührtem Eiskaffee in der Bäckerei Konditorei Ployer. Und so erfrischend und köstlich dieser auch war: hätten wir gewusst, was uns nur wenige hundert Meter später erwartete, hätten wir mit unserer Pause wohl noch ein wenig gewartet, denn sobald wir wieder runter zur Salzach bogen, kam am Hügel vor uns eine riesige Burganlage zum Vorschein: Burghausen, mit 1.051 Meter die längste Burg der Welt. Wieder einmal sorgte unsere kaum vorhandene Streckenplanung für einen Überraschungsmoment. Über die Salzach ging es direkt in die hübsche Altstadt und ein letztes Mal für die kommenden Tag über die Grenze ❤




Unsere Route führte uns nun wieder weg von der Salzach und ein Stück querfeldein, teilweise am "Salzhandelsweg", ein Radweg entlang der historischen Handelsroute von Bad Reichenhall nach Hallein. 





Kurz vor Asten erinnert eine einsame Tafel mitten im Feld an die historische Landesgrenze von Salzburg und Bayern, die bis 1803 hier verlief. Aus historischer Sicht haben wir das Bundesland Salzburg auf unserer Tour Around Austria also doch nicht verpasst, wir waren einfach nur etwa 220 Jahre zu spät dran 😉





In Asten beim Trinkwasserbrunnen diskutierten wir gerade über die weiteren Kilometer auf der offensichtlich viel befahrenen Bundesstraße, als uns ein Radfahrerpärchen eine Alternativroute bot: statt über die Bundesstraße radelten wir über Feldwege bis an unser Ziel. Ohne diesen Tipp hätten wir diese Wege wohl kaum genutzt, immerhin waren diese nicht einmal auf der Karte zu sehen und wirkten auch eher so, als würden sie mitten in irgendeinem Acker im Nirgendwo enden. So kamen wir äußerst entspannt zum Campingplatz Seebauer, einem unglaublich gemütlichen Campingplatz am Leitgeringer See. Und obwohl dieser sehr groß schien, hatten wir großes Glück überhaupt noch einen kleinen Zeltplatz zu bekommen und erhielten damit auch gleich eine gute Lektion für die kommenen Tage. Ganz planlos durch die Gegend fahren und erst am Nachmittag nach dem nächsten Campingplatz oder der nächsten Unterkunft Ausschau halten, ist gerade zur Hauptferienzeit keine gute Idee! Und so begannen wir nun wieder ein wenig vorzuplanen und Campingplätze bzw. Unterkünfte in beliebten Tourigebieten vorab anzurufen. 




Tag 17: Durchs Chiemgau (3. August 2022)



Die langweiligen Flussradwege hatten wir nun fürs erste wieder hinter uns gelassen. Der Tag startete gleich einmal mit einigen Höhenmetern und herrlichen Ausblicken auf die immer traumhaftere Landschaft. Hatten wir Bayern bislang kaum auf unserer Liste, waren wir nun einfach nur noch begeistert. Auf wohlklingenden Radwegen wie dem Mozart-Radweg, den wir bisher nur auf österreichischer Seite kannten, und 16-Seen-Runde verbrachten wir einen herrlichen schönen Radltag mit herrlichen Anstiegen, traumhaften Ausblicken auf die Berglandschaft und die glasklaren Seen.


 


Erst in Rosenheim trafen wir erneut auf den Inn, der uns nun wieder für ein paar Kilometer den Weg vorgab. Zuvor statteten wir aber natürlich der Stadt Rosenheim noch einen kleinen Besuch ab, mussten wir schließlich für Walters Mama feststellen, "ob Rosenheim wirklich so schön ist, wie es im Fernsehen immer aussieht." 😆




Tag 18: Am Bodensee-Königssee-Radweg (4. August 2022)



Ab Raubling radelten wir nun endlich am Bodensee-Königssee-Radweg dahin, von dem wir schon so viel gehört hatten und die Vorfreude war dementsprechend groß. Auch wenn uns von vornherein klar war, dass wir nicht jeden Zick-Zack-Kurs, den dieser von Ortschaft zu Ortschaft bzw. von See zu See macht, auch mitmachen würden. Vor allem, weil wir zu diesem Zeitpunkt noch dachten, dass sich unsere Tour Around Austria zeitlich möglicherweise nicht komplett ausgehen könnte. Zwar vermuteten wir, dass wir von den Kilometern her die Halbzeit bereits hinter uns hatten, die wesentlich knackigeren und somit zeitintensiveren Strecken durch die Schweiz und durch Slowenien standen uns aber noch bevor. Im Nachhinein wissen wir, dass wir uns hier wesentlich mehr Zeit lassen hätten können 😉




Gegen Mittag trudelten wir beim Tegernsee ein und nutzten einen freien Seezugang für eine erfrischende Kneipppause. Überhaupt waren wir positiv überrascht, wieviele freie Seezugänge wir auf unserer kurzen Strecke entlang des Tegernsees entdecken konnten.  




Kurz darauf eine weitere "Sehenswürdigkeit": der Bodensee-Königssee-Radweg führt direkt durch den Golfplatz Margarethenhof. Na, wenn das nicht eine zusätzliche Motivation ist, brav seinen Radhelm zu tragen 😅




Kurz nach Bad Tölz beendeten wir unseren Radltag am Campingplatz Demmelhof direkt am Stallauer Weiher. Dort ging vor lauter Wohnmobilen gefühlt die Welt unter und trotzdem wirkten die Platzbetreiber tiefenentspannt und der Platz unheimlich gemütlich. Und auch unser Zeltplatz konnte gemütlicher nicht sein: sobald die Badegäste die Liegewiese verlassen hatten, durften wir unser Zelt abseits des ganzen Trubels direkt am See aufstellen. 




Tag 19: Auf Zimmersuche in Bad Kohlgrub (5. August 2022)



Idyllisch ging es auch am nächsten Tag noch weiter. Nach einem Kurzbesuch beim Kochelsee führte uns der Bodensee-Königssee-Radweg durch mehrere Naturschutzgebiete wie das Loisach-Kochelsee-Moor und das Murnauer Moos. Und auch wenn wir wieder bei schönstem Wetter unterwegs waren, wussten wir, dass sich das bald ändern würde...


 


Für den Nachmittag wurden schwere Unwetter erwartet und so entschieden wir uns für einen kürzeren Radltag und Zimmer statt Zelt. Einige Telefonate an Pensionen, Gasthöfe und Hotels waren wenig erfolgreich, nur im Kurhotel Schillingshof in Bad Kohlgrub konnten wir noch ein freies Zimmer für uns ergattern. Umso überraschter waren wir bei unserer Ankunft, dass alles recht ausgestorben wirkte. Ein kurzes Gespräch mit dem Hausmeister des Hotels brachte des Rätsels Lösung: die Gäste waren wohl alle gerade bei den Oberammergauer Passionsspielen, die nach der langen Coronapause endlich wieder stattfinden konnten und dafür sorgten, dass alle Zimmer der Gegend belegt waren. Traditionell finden diese Passionsspiele übrigens seit 1634 und nur alle 10 Jahre statt. Die Geschichte besagt, dass nach der Erstaufführung kein einziger Bewohner mehr an der Pest starb. 
Auf alle Fälle hatten wir somit das Hotel quasi den restlichen Tag für uns alleine. Waren alleine im Pool, alleine in der Sauna und genossen einen herrlichen Wellness-Nachmittag. Erst am nächsten Tag waren wir dann nicht mehr so alleine und trafen alle anderen Hotelgäste beim Frühstück. Und bevor ihr fragt: das angekündigte Unwetter erreichte uns erst spät am Abend.  




Tag 20: Genussradler im Nebel (6. August 2022)



Das nächtliche Unwetter brachte die willkommene Abkühlung, leider aber auch eine weniger willkommene Nebellandschaft mit sich. An diesem Tag konnten wir uns also  kaum von der schönen Landschaft entlang des Bodensee-Königsee-Radweges überzeugen. Dazu kam, dass jeder Landwirt der Gegend die Möglichkeit nutzte nach der langen Trockenzeit endlich sein Jauchenfass auf die Felder zu bringen. Quasi aus jedem Hof sahen wir gigantische Jauchenfässer rollen und der Duft an diesem Tag war einfach unbeschreiblich 😜


 

    


Und auch wenn uns das alles die Laune nicht verderben konnte, waren wir kurz vor Füssen schon recht traurig, dass sich Schloss Neuschwanstein und Schloss Hohenschwangau ebenfalls gut versteckt hielten. Wie man auf dem folgenden Foto sehen kann. Oder eben nicht 😉
Übrigens war Julia bereits zweimal hier in der Gegend ohne Schloss Neuschwanstein zu sehen. Im Jänner 2023 war das Schloss gleich mehrere Tage im Schneetreiben versteckt.


 


Umso mehr freuten wir uns bei unserer Ankunft in der Stadt Füssen auf ein wenig (Sight-)Seeing 😉 Wir spazierten durch die bunten Gassen, statteten dem Benediktinerkloster einen kurzen Besuch ab und nutzten auch den nahegelegenen Weißensee noch für eine weitere kleine Pause. 


    


Auf der restlichen Strecke zum Grüntensee wurde der Nebel immer dichter und dichter. Als wir wieder einmal die trostlose Nebellandschaft bewunderten, wurden zwei Spaziergänger auf uns aufmerksam und zeigten so großes Mitleid wegen der nicht vorhandenen Landschaft mit uns, dass sie uns beschrieben, was wir hier ohne Nebel alles sehen hätten können! Und so entzückend wir diese Begegnung auch fanden: eines Tages möchten wir unbedingt nochmals wiederkommen und die schöne Landschaft am Bodensee-Königssee-Radweg in aller Ruhe genießen. Vielleicht haben wir dann sogar Glück und können uns von der Existenz von Schloss Neuschwanstein überzeugen 😉




Tag 21: Zurück nach Österreich (7. August 2022)



Leichter Nieselregen und Nebel blieben uns auch am nächsten Tag noch erhalten. Also verzichteten wir auf Kaffee vor unserem Zelt, packten unseren ganzen Krimskrams schnellmöglichst ein, rollten ein paar Kilometer weiter nach Wertach und kehrten zum wesentlich gemütlicheren Frühstück in der Bäckerei Knoll ein. 





Überhaupt suchten wir uns an diesem Tag recht oft irgendwo ein trockenes Platzerl mit Kaffee und anderen Heißgetränken, schließlich blieb es weiterhin Grau in Grau bei ungewohnten Temperaturen um die 14°C. Aber immerhin hielt sich die Landschaft nicht ganz so versteckt wie tags zuvor. Zwar von Bergpanorama noch immer keine Spur, aber (meist) mehr als ein paar Meter 😅




Dann die große Überraschung in Immenstadt im Allgäu. Auf unserer zweiten Österreichreise 2021 verbrachten wir mit Maria und Christoph einen gemütlichen Abend mit hunderten Radreisegeschichten am Campingplatz in Möllbrücke und nun radelten wir uns hier über den Weg! 




Dementsprechend gut gelaunt legten wir die letzten Kilometer in Deutschland zurück. Durch Oberstaufen, Simmerberg, Weiler im Allgäu und Scheidegg ging es Hügel auf und Hügel ab der Grenze entgegen.




Kurze Zeit später rollten wir wieder auf österreichischem Boden und runter zum Bodensee. Mit unserer Ankunft dort stand uns nun der größte Richtungswechsel unserer Reise bevor: bis jetzt hatten wir uns immer weiter von zuhause entfernt, ab nun ging es wieder heim! ❤




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