Tour Around Austria 2022 - Teil 7: Italien
Nach unserem Quasi-Ruhetag in Nauders ging es nun weiter über den Reschenpass und damit in unser nächstes Nachbarland: Bella Italia! Was wir leider nicht bedacht hatten, war, dass um die Zeit von Ferragosto (Maria Himmelfahrt) dort die Welt untergeht und Unterkünfte und auch Campingplätze voller als voll sind. Und so kam es, dass wir auch zweimal einen anderen Campingplatz als gewünscht ansteuern mussten, aber dazu kommen wir gleich 😉
Tag 27: Über den Reschenpass nach Südtirol (13. August 2022)
Von Nauders fehlten uns nur noch sieben Kilometer und ein paar wenige Höhenmeter rauf auf den Reschenpass. Oben angekommen rollten wir über die italienische Grenze und damit ins Vinschgau!
Wenige Kilometer nach der Grenze radelt man auch schon am Ufer des Reschensees dahin, der vor allem wegen dem aus dem Wasser ragenden Kirchturm als beliebtes Fotomotiv und mittlerweile auch als Wahrzeichen der Region gilt. Bis in die 50er Jahre gab es hier drei kleinere Seen, die schließlich zu einem großen See aufgestaut wurden. Das Dorf Graun und auch Teile von Reschen mussten dabei dem Wasser weichen und nur der Turm der alten Pfarrkirche blieb davon erhalten.
Nach dem Reschensee ging es beinah nur noch bergab: den Etschradweg ca. 1.400 Höhenmeter ging es an diesem Tag runter bis kurz nach Meran. Wenn ihr glaubt, dass wir unsere Fahrräder also den ganzen restlichen Tag nur noch rollen lassen konnten, irrt ihr euch aber gewaltig. Wir hatten an dem Tag teilweise mit so einem Gegenwind zu kämpfen, dass wir sogar bergab manchmal strampeln mussten.
Kurz vor Meran gibt es direkt am Radweg eine schöne Aussichtsplattform, wo sich ein kurzer Halt auf alle Fälle lohnt: die Trauttmansdorffer Thronsessel mit zwei übergroßen Sesseln, die einen traumhaften Ausblick auf die Stadt Meran und die umliegenden Berge bieten.
Kurze Zeit später radelten wir auch schon durch Meran, einem wunderschönen Ort mit zahlreichen historischen Gebäuden und Prunkbauten. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Region noch zum Habsburgerreich gehörte, galt Meran als beliebter Kur- und Tourismusort und hat als solcher bis heute kaum an Beliebtheit verloren. Was wir vor allem an sehr wenigen freien Zimmern bzw. an den Zimmerpreisen der noch verfügbaren Zimmer merkten. Auch die Fußgängerzonen waren ein einziges Gewimmel und freie Tische in den Cafés rund um die Promenade Mangelware.
Also hielten wir uns nur kurz in Meran auf und fuhren noch 18 Kilometer weiter bis nach Nals zum Camping zum guten Tropfen, dem "kleinsten Campingplatz Südtirols". Bis zum Abend entwickelte sich der gemütliche Platz zu einem Treffpunkt für Radreisende: einige andere Radreisende kamen hierher, nachdem sie von anderen Campingplätzen in der Region abgewiesen wurden, weil diese schon voll waren (besonders bitter: es gab tatsächlich auch welche, die für diese Campingplätze Reservierungen hatten, trotzdem weggeschickt wurden und somit wieder einige Kilometer zurück radeln mussten...).
Tag 28: Von Nals zum Vahrner See (14. August 2022)
Wir begleiteten die Etsch auch an diesem Tag noch ein kleines Stück...
... bis nach Bozen, Landeshauptstadt und größte Stadt Südtirols. Und für uns auch keine unbekannte mehr: 2016 kamen wir auf unserer Radreise nach Venedig hier durch und verbrachten hier eine ausgedehnte Mittags- und Sightseeingpause. Diesmal lockte uns vor allem die Aussicht auf Frühstück auf den schönen Waltherplatz und dieses fanden wir schließlich - wie könnte es anders sein - bei Loacker: Croissants mit Vanillecreme und Aprikosencreme und dazu herrlichster Cappuccino ❤
Mit Bozen ließen wir die Etsch nun wieder alleine weiterfließen; diese verläuft weiter in südlicher Richtung nach Verona und bis auf ein kurzes Teilstück, das wir lieber am Gardasee verbrachten, sind wir den Etschradweg nun auch schon komplett geradelt. Für uns ging es nun am Eisacktalradweg weiter und damit - zumindest vorübergehend - rauf Richtung Brennerpass.
Eigentlich wollten wir unser Zelt wieder am Campingplatz Löwenhof in Brixen aufschlagen, hatten diesmal aber kein Glück bzw. bekamen keinen freien Platz... Also endete unser Tag noch nicht in Brixen, sondern ein paar Kilometer weiter am Vahrner See. Der Campingplatz dort bietet wesentlich mehr Platz (vor allem auch, weil auf dem Weg dorthin eine Brücke großen Wohnmobilen ein Durchkommen unmöglich macht 😉) und noch dazu ein empfehlenswertes Landgasthaus mit traumhaften Südtiroler Spezialitäten.
Tag 29: Vom Vahrner See nach Olang (15. August 2022)
Der weitere Streckenabschnitt am Eisacktalradweg verläuft recht unidyllisch neben Brennerautobahn, Brennerstraße und der Zugstrecke. Nach den letzten Tagen und Wochen mit schönsten Ausblicken und Bergpanoramen ein nicht ganz so schönes Kontrastprogramm.
Kurz vor Franzensfeste bogen wir schließlich Richtung Pustertal ab und damit herum um die beeindruckende Festung Franzensfeste. In den 1830ern als unüberwindbare Talsperre geplant und gebaut, kam die Anlage als solche nie zum Einsatz. Seit 2013 gehört die Festung zum Südtiroler Landesmuseum und wird für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt.
Die weitere Strecke zeigte sich doch wieder recht abwechslungsreich: Zugbrücken, Ausblicke auf Schluchten, Berge und Dörfer. Und obwohl wir hier schon einmal in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren, kam uns einfach nichts davon bekannt vor 😅
Woran wir uns allerdings erinnern konnten, war der Ort Mühlbach mit seinem bezaubernden Kirchplatz. Das Hotel Weisse Lilie direkt neben der Kirche durfte bereits Kaiser Franz Josef zu seinen Gästen zählen. Und das zugehörige Café bietet gemütliche Plätze und hervorragende Snacks unter alten Bäumen, also: Zeit für ein zweites Frühstück! ❤
Kurz nach der Ortschaft radelt man gleich um die nächste historischen Talsperre und Zollstation herum: die Ruine der Mühlbacher Klause an der Grenze der Grafschaften Tirol und Görz aus dem 15. Jahrhundert. Auch diese dient heute als Veranstaltungsort und kann bei Führungen besichtigt werden.
Was wir auf der Strecke auch noch in guter Erinnerung hatten, war das Städtchen Bruneck, dem wir schon 2016 den Beinamen "Streß-neck" verliehen haben. Kein freier Tisch in irgendeinem Café und enormes Getümmel in den Fußgängerzonen. Und leider erlebten wir die Stadt nun wieder gleich, weswegen wir auch diesmal sehr schnell das Weite suchten. Dabei gäbe es auch hier sehr viel zu sehen, wie z.B. den Schlossberg Bruneck. Vielleicht sollten wir hier einmal übernachten und auf ruhigere Stunden warten 😉
Der weitere Weg verlief wieder wesentlich entspannter. Auf hübschen Nebenwegen, teilweise auch durch Tunnel radelten wir durch die Rienzschlucht.
Ursprünglich wollten wir noch weiter rauf nach Toblach fahren und wie beim letzten Mal am Toblacher See campieren. Mit einem Blick auf die Wettervorhersage entschieden wir uns dann aber doch dazu den Radltag bereits am frühen Nachmittag zu beenden, immerhin stand uns mal wieder ein Gewitter bevor und dieses wollten wir nur ungern am Radweg oder im Zelt verbringen...
Im Dolomitenhof in Olang bekamen wir ein Zimmer mit Abendessen und staunten nicht schlecht über ein weiteres kulinarisches Highlight auf unserer Reise. Während es draußen regnete und stürmte, bekamen wir ein mehrgängiges Überraschungsmenü: Krautsalat mit Speck, Nudeln mit Lachssoße, Spargelcremesuppe, rosa gebratenem Rindfleisch mit Kartoffelröstinchen und Rucola und Apfelstrudel ❤
Tag 30: Rauf ins Lesachtal (16. August 2022)
Bis auf ein paar wenige Wasserpfützen war nichts mehr vom Unwetter des Vorabends zu sehen und wieder radelten sogar wieder bei Sonnenschein! Zum Glück, immerhin ging es nun vorbei am Olanger Stausee und rauf zum Toblacher Feld, das nur bei schönem Wetter seine traumhafte Kulisse zeigt.
Bei unseren Flitterwochen starteten wir auch am Toblacher Feld und konnten damals kaum Berge sehen. Trotzdem haben wir schöne Erinnerungen an diese Reise und die Gegend und kommen daher immer wieder gerne an den Startpunkt unserer damaligen Reise zurück: die Drauquelle oberhalb des Toblacher Felds. Zum Quellwasser trinken und zum Schwelgen in Erinnerungen ❤
Und auch unser nächster Halt hat beinahe schon Tradtion: durch die schöne Ortschaft Innichen spazieren, im Gastgarten von Hotelcafé Grauer Bär auf einen Cappuccino einkehren und den Blick auf die Dolomiten genießen.
Nun folgten wir also wieder dem Drauradweg zurück nach Österreich. Damals bei unseren Flitterwochen waren wir quasi alleine hier, diesmal bekamen wir einen Einblick auf die Massen, die in den Sommermonaten hier unterwegs sind. Einige Firmen haben sich auf den Radtourismus eingeschossen und bieten Komplettpakete an: die Leut bekommen am Bahnhof ein E-Bike, Kinderanhänger, usw. in die Hand gedrückt, rollen damit das Drautal runter, geben die Räder irgendwo wieder ab und fahren mit dem Zug wieder zurück. Was wir auf den folgenden Kilometern gesehen haben, hat uns ordentlich ins Schwitzen gebracht. Viele - vor allem Kinder - waren scheinbar noch nie zuvor auf einem E-Bike gesessen, hatten plötzlich 25km/h unter ihren Hintern und diese kaum unter Kontrolle.
Trotzdem versuchten wir uns die Laune nicht verderben zu lassen. Wie in einer Fußgängerzone schlichen wir am Radwegrand dahin, ließen die anderen einfach an uns vorbeisausen und hielten möglichst großen Abstand zu Radgruppen. Und freuten uns schließlich über zwei schönere "Sehenswürdigkeiten": eine weitere österreichische Grenze und die Fabrik von Loacker. Neben einem riesigen Fabriksshop gibt es dort übrigens auch eine Art Erlebniswelt, wo man sich durch die verschiedensten Waffeln kosten kann. Und irgendwann - wenn der Parkplatz leer und das Wetter zu mies zum Radeln ist - werden wir dort auch endlich einkehren ❤
Die Massen, die am Drauradweg unterwegs waren, sorgten aber weiterhin für ein mulmiges Gefühl, vor allem nachdem wir auch noch an den Aufräumarbeiten nach einem Unfall vorbeikamen. Umso mehr freuten wir uns, als wir den Drauradweg in Tassenbach endlich wieder hinter uns lassen konnten und rauf ins Lesachtal abbogen. Schon seit Jahren träumten wir von einer Radtour durchs Lesachtal, ließen uns aber immer von der Aussicht auf enge kurvige Abschnitte mit viel Verkehr davon abschrecken. Als wir auf unserem Weg durch die Schweiz erfahren hatten, dass es diesen Sommer eine Baustelle mit langen Wartezeiten und somit viel weniger Verkehr im Lesachtal gab, war uns also sofort klar, dass wir uns diese Gelegenheit einfach nicht entgehen lassen konnten und das Lesachtal auf unserer Tour Around Austria unbedingt mitnehmen mussten ❤
Das Lesachtal gilt als "naturbelassenstes Tal Europas" und ist auch bekannt als das Tal der 100 Mühlen. Zu seiner Hochblüte waren hier um die 200 Mühlen in Betrieb. Fünf davon und ein Mühlenmuseum kann man auch heute noch am Mühlenweg in Maria Luggau bestaunen. Aber auch direkt an der Straße, kurz nach der Grenze zu Kärnten gibt es eine wunderschöne Doppelradmühle: die Wachterbach-Mühle, die 1750 erbaut wurde und seit 1987 unter Denkmalschutz steht.
Direkt bei der Mühle zeigten nun auch einige Schilder die Umleitung nach Maria Luggau. Und nachdem wir wussten, dass die Baustelle die Brücke in Maria Luggau betraf, wollten wir diese Umleitung natürlich auch fahren. Gerade als wir dorthin abbiegen wollten, wurden wir allerdings von einem Busfahrer darauf hingewiesen, dass es für Fußgänger und Radfahrer einen Weg über eine kleine Ersatzbrücke gibt und wir die Umleitung getrost ignorieren konnten. Und so hatten wir die Straße nach Maria Luggau nun ganz für uns alleine. Die Baustelle ist der Freund des Radfahrers! Naja, meistens jedenfalls 😉
In Maria Luggau führte der erste Weg natürlich zur beeindruckenden Wallfahrtskirche Maria Schnee mit angrenzendem Kloster. Während ich meine übliche Sightseeingrunde durch die Kirche machte, erkundete Walter den Kirchenvorplatz und traf dabei auf einen Spaziergänger, der uns von einem freien Zimmer im Kloster berichtete und nur kurze Zeit später bekamen wir eine kleine Führung durchs Kloster, bezogen ein hübsches Zimmer und verbrachten den restlichen Tag mit Erkundungsspaziergängen durch Kloster und Klostergarten.
Für das Abendessen mussten wir die Klostermauern allerdings dann doch wieder verlassen. Wir spazierten zum Ortsende zum Gasthof Luggau und freuten uns dort riesig über hausgemachte Kärntner Kasnudeln.
Tag 31: Vom Lesachtal ins Gailtal (17. August 2022)
Der Tag im Kloster startete mit einem herrlichen Frühstück im wunderschönen Speisesaal. Da zur selben Zeit auch einige Teilnehmer eines "Schweigeseminars" im Kloster zu Gast war, war der Speisesaal zwar gut gefüllt, aber dennoch recht ruhig. Also abgesehen von einigen Bauarbeitern und Patern, mit denen wir ganz nette Gespräche über unsere Reise, das Kloster, Gott und die Welt führten. Und manchmal hatten wir das Gefühl, dass einige aus dem Schweigeseminar gern die Seiten gewechselt hätten 😅
Weiter durchs Lesachtal! Den höchsten Punkt hatten wir bereits am Vortag hinter uns gebracht, dennoch sammelten wir auch an diesem Tag noch einiges an Höhenmetern. Immerhin führt die Straße durchs Lesachstal noch eine Zeitlang auf und ab, bevor der Weg dann wieder runter ins Gailtal führt.
Und so schön das Gailtal auch sein mag: nach dem schönen Panorama und der abwechslungsreichen Strecke durchs Lesachtal wirkte der Weg entlang der Gail nun fast ein wenig fad. Noch dazu hofften wir den ganzen Tag auf eine Gailtaler Speckjause, mussten dann aber doch mit Speck aus dem Supermarkt vorlieb nehmen 😉
In Nötsch bekamen wir ein Zimmer im Haus Tapestry und fanden uns damit quasi in einem britischen B&B wieder! Die britischen Betreiber waren vor einigen Jahren als Urlauber im Gailtal und haben sich so sehr in die Gegend verliebt, dass sie hierher zogen und ein B&B eröffneten. Ein Hauch von England mitten in Nötsch-City ❤
Tag 32: Wieder zurück nach Italien (18. August 2022)
Nach drei Tagen auf österreichischem Boden waren wir nun schon recht gierig wieder "raus" zu fahren und radelten wieder runter (Himmelsrichtung) bzw. rauf (Höhenmeter) über die Grenze und somit die letzten Kilometer durch Italien: am beliebten Alpe-Adria-Radweg, der von Salzburg über Villach und Tarvis runter nach Grado führt und mit dem wir auch schon einige schöne Erinnerungen verbinden. Unsere Radreise 2014 von Tarvis nach Grado und Triest und vor allem die traumhafte Strecke auf der alten K&K Bahnstrecke trägt einen großen Anteil daran, dass wir uns so sehr ins Radreisen verliebt haben ❤
weiter zu Teil 8: Slowenien
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