Österreichreise Tag 1: Von Graz nach Mitterdorf im Mürztal

Müssten wir unsere diesjährige Radreise mit einem Wort beschreiben, wäre dies wahrscheinlich "planlos". Hatten wir bei bisher immer Pläne oder zumindest konkrete Ziele, wollten wir uns heuer vorab einfach nicht festlegen. Zwar gab es ein kleines Listerl mit Ideen für mögliche Städte und Radwege, aber eben keine genaueren Routenpläne. Vor allem auch, weil wir es heuer irgendwie schwierig fanden überhaupt irgendetwas zu planen. Nicht nur wegen der derzeitigen Situation, auch das Wetter zeigte sich heuer doch eher unkooperativ. Und auch wenn uns "Ganzjahresradler" die verschiedensten Wetterlagen im Normalfall nicht bremsen können, wollten wir heuer die eine oder andere Passstraße erradeln, was je nach Verkehrsaufkommen bei schlechter Sicht weder entspannend noch empfehlenswert ist. Also lautete unser Plan für unsere diesjährige Radreise: Fahrräder beladen und einfach losradeln. Und alles andere würde sich je nach Wetter, Lust und Laune unterwegs schon ergeben ❤




Zumindest die erste Richtung stand fest: über den Semmering nach Wien. Quasi DIE Nostalgietour schlechthin. Neben dem Wechselpass spielt der Semmeringpass schon seit jeher eine wichtige Rolle als Verbindungsweg zwischen Niederösterreich und der Steiermark. Mit dem Bau der Semmeringbahn, der ersten normalspurigen Gebirgsbahn Europas, gewann das Gebiet in den 1850ern nochmals deutlich an Bedeutung und ist bis heute ein unverzichtbarer Streckenabschnitt der Zugstrecke zwischen Graz und Wien. Auch wenn sich diese in den nächsten Jahren wohl ein wenig ändern wird: mit dem Bau des Semmering-Basistunnels werden Züge in einigen Jahren durch einen dunklen Tunnel statt über historische Viadukte sausen. 

Also startete unsere Radreise - mal wieder - mit dem Weg nach Bruck an der Mur. Vorab gab es einige Diskussionen, ob wir diese Strecke WIRKLICH SCHON WIEDER radeln oder sie einfach im Zug hinter uns bringen sollten. Andererseits wäre die Strecke von Graz nach Wien damit einfach nicht komplett und auch das schöne Radlwetter lockte uns eher auf den Radweg als zum Bahnhof. Weswegen wir uns zum gefühlt 100. Mal heuer auf dem Murradweg wiederfanden und über Deutschfeistritz und vorbei an der Burg Rabenstein nach Frohnleiten strampelten.


 


Vor allem aber gab uns der Weg die Möglichkeit unseren diesjährigen Radlurlaub auch kulinarisch richtig zu starten, wussten wir doch, dass uns in Frohnleiten neben der hübschen Altstadt auch ein herrliches Frühstück im Café Flössl erwarten würde. An dieser Stelle müssen wir zugeben, dass wir deswegen sogar ganz ohne Frühstück (und ohne Kaffee!) in Graz gestartet waren. Die 35 Kilometer hierher fühlten sich diesmal also wesentlich länger an 😅




Den weiteren Murradweg von Frohnleiten nach Bruck an der Mur müssen wir euch wohl nicht mehr genauer beschreiben, er dürfte unseren Lesern mittlerweile genauso bekannt sein wie uns selbst 😉


 


In Bruck an der Mur verabschiedeten wir uns von der Mur und folgten nun der Mürz auf dem Mürztalradweg weiter. Wegen einer Baustelle und der damit verbundenen Umleitung radelten wir allerdings nicht direkt an der Mürz nach Kapfenberg, sondern entlang der viel befahrenen Grazer Straße. Trotzdem konnten wir aus der Ferne kurz die Burg Oberkapfenberg bewundern, eine Höhenburg, die 1173 erstmals urkundlich erwähnt wurde und uns vor allem wegen einigen Besuchen beim jährlichen Ritterfest bekannt ist. 
Zurück am Radweg fanden wir schließlich einen herrlich schattigen Platz direkt am Peter Rosegger Denkmal, das 1908 zum 75. Geburtstag des steirischen Heimatdichters aufgestellt wurde. Peter Rosegger begegnet einem im Mürztal immer wieder in Denkmälern, Museen und Straßennamen, womit die Nähe zu seiner Heimat verdeutlicht wird. Mit seinen Werken verlieh er der Region zwischen Mürztal und Feistritztal den wohlklingenden Namen "Waldheimat", mit der wir auch einige schöne Erinnerungen verbinden. Eine unserer ersten gemeinsamen Reisen vor... räusper... 18 Jahren war eine Fußwallfahrt von Graz nach Maria Schutz, die auch durch die Waldheimat führte. Über einzelne Erlebnisse auf dieser Fußwallfahrt reden und lachen wir auch heute noch oft - vor allem über den Abschnitt durch die Waldheimat von Alpl zum Roseggerhaus auf der Pretulalpe ❤




Abgesehen von den schier endlosen Wäldern wird das Mürztal vor allem durch Industrie geprägt. Durch die Nähe zum Erzberg und den Reichtum an Wasser und Holz entstanden im Mürztal bereits im 15. Jahrhundert erste Hammerwerke und bis heute findet man hier eine der wichtigsten Industrieregionen Österreichs. Trotzdem hat uns der Mürztalradweg positiv überrascht. Immer wieder führt der Weg durch hübsche Ortschaften und vorbei an Burgen, sehenswerten Bauwerken und beeindruckenden Überbleibseln der historischen Eisengewinnung.   


 


Nach knapp 100 Kilometern rollten wir in Mitterdorf im Mürztal ein, eine kleine Ortschaft mit mehreren Pensionen und Cafés. Julia war sofort klar: hier war sie schon einmal! Aber wann? Und vor allem: warum? Der Groschen fiel bei einem kleinen Spaziergang durch den Ort und dem Anblick einiger Wegweiser, die auf den Steirischen Mariazellerweg deuten. Auf einer Fußwallfahrt von Graz nach Mariazell kommt man hier durch, weswegen Julia hier schon zweimal durchgekommen sein muss. Auch wenn das schon ziemlich lange her ist 😉

Im Café Binder bekamen wir ein hübsches ruhiges Zimmer (mit wirklich tollem Frühstücksbuffet) und auch gleich einen erfrischenden "Nachmittagssnack" ❤




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