Durch die Steirische Toskana

Nach Sommerfrische und Bikerafting entlang der Drau hatten wir noch ein paar Urlaubstage übrig und durften uns sogar über schönstes Radlwetter freuen. Also bepackten wir - zur Abwechslung - unsere "größeren" Fahrräder und machten uns für einen Kurzurlaub durch die West- und Südsteiermark auf 💚

Tag 1: Von Graz nach Eibiswald


Über Dobl und St. Josef ging es Richtung Stainz. Schon von weitem konnten wir Schloss Stainz erkennen, das 1840 von Erzherzog Johann erworben wurde und sich nach wie vor im Besitz seiner Nachkommen, der Grafen von Meran, befindet. Neben deren Wohn- und Wirtschaftssitz beherbergt das Schloss das Jagdmuseum und Landwirtschaftsmuseum des Universalmuseum Joanneum. 
Stainz gilt aber auch wegen dem sogenannten "Flascherlzug" als beliebtes Ausflugsziel. Den Namen verdankt die Schmalspurbahn dem "Wunderdoktor" Johann Reinbacher vulgo Höllerhansl (1866-1935), der anhand von Farbe und Geruch von Urin Krankheiten zu erkennen behauptete, weswegen viele mit einem Flascherl Urin nach Stainz reisten. Heute wird die Schmalspurbahn - glücklicherweise - nur noch touristisch genutzt, am Wochenende und Feiertags fährt man mit der Dampflok gute 2 Stunden von Stainz nach Preding und wieder zurück. 


  


Entlang von Weingärten, Kürbis- und Maisfeldern und vorwiegend auf ruhigen Nebenstraßen folgten wir dem Schilcherradweg weiter. Durch die hügelige Landschaft sammelt man hier einige Höhenmeter, die aufgrund der schönen Umgebung aber nicht wirklich anstrengend wirken. Außerdem erwartet einen in Frauental an der Laßnitz eine erfrischende Pause: der Radweg führt direkt an der Eisdiele Leitner vorbei 😉


  


Auf einem flachen und schmalen Schotterweg entlang der Laßnitz, einem Nebenfluss der Sulm, ging es nach Deutschlandsberg. Kaum ließen wir die Stadt hinter uns, wurde es schnell wieder hügeliger und hinter uns kam die Burg Deutschlandsberg zum Vorschein, die wir vor einigen Jahren bei einem Familienausflug besuchen durften. Neben Burgrestaurant und einem schönen Panoramablick gibt es dort das Burgmuseum Archeo Norico zu besichtigen.




Kurz nach St. Peter im Sulmtal verließen wir den Schilcherradweg für eine "Abkürzung" und wurden von unserem Navi dafür auf einen schmalen und steilen Waldweg mit einigen Wurzelstufen gelotst. Trotzdem folgten wir dem Weg weiter und schoben unsere Fahrräder durch den Wald. Und wurden oben von einem flauschigen Begrüßungskomittee überrascht ❤




Hügel auf und Hügel ab radelten wir noch weiter bis Eibiswald... 




...zum Ölspur Camping. Bereits letztes Jahr schlugen wir unser Zelt hier auf und waren damals schon begeistert von der freundlichen und gemütlichen Atmosphäre; mittlerweile verfügt der Campingplatz auch noch über ein weiteres neues Sanitärgebäude. Auf der Zeltwiese machten wir es uns gemütlich und ließen uns einen Topf mit Kürbisgulasch schmecken.




Tag 2: Von Eibiswald nach Unterschwarza




Voller Vorfreude starteten wir in den zweiten Tag, immerhin hatten wir eine Strecke über die Südsteirische Weinstraße geplant, für uns eine der schönsten Radtouren überhaupt. Also wieder alles zusammenpacken, Fahrräder beladen und los!




Über den Weiße Sulmradweg R3, Saggautalradweg R20 und Weinlandradweg R25 fuhren wir von Eibiswald nach Leutschach an der Weinstraße. In der Gegend um Leutschach wird neben Wein, Mais und Kürbis auch Hopfen angebaut. Meterlang winden sich die Hopfenstauden in die Höhe und sorgen so für eine beeindruckende grüne Mauern entlang des Weges. Vereinzelt war die Hopfenernte auch schon in vollem Gange und der feinwürzige Geruch begleitete uns mehrere Kilometer lang.


  


In Fötschach ließen wir die Ebene endgültig hinter uns und folgten dem Weinlandradweg über die Fötschacher Höhenstraße hinauf in die Weinberge.




Oben angekommen sorgt die hügelige Landschaft der Südsteirischen Weingegend dafür, dass man auch weiterhin immer wieder ins Schwitzen kommt. Belohnt wird diese Mühe mit einer traumhaften Aussicht auf die schier endlosen Hügel voller Weingärten, die auch nach mehreren Kilometern einfach nicht langweilig wird. Auch Einkehrmöglichkeiten in Form von Buschenschänken und Weingütern gibt es zur Genüge. Im Herbst kommen vereinzelt noch Standl am Straßenrand dazu, die Kastanien und andere Köstlichkeiten anbieten. 




Inmitten der Weingärten gibt es auch immer wieder schöne Aussichtspunkte. Besonders schön ist die Aussicht vom Lubekogel aus, der nur wenige Meter/Höhenmeter von der Weinstraße entfernt ist. Ein kleiner Wanderweg durch den Weingarten führt hinauf zum Gipfel, wo einen neben dem Rundum-Panoramablick mehrere Sitzgelegenheiten erwarten.


  


Unseren Besuch auf der Weinstraße nutzten wir auch für einen kleinen Abstecher zur "Herzerlstraße". Von der Buschenschank Dreisiebner Štefka, nur wenige Meter von der österreisch-slowenischen Grenze entfernt, hat man den berühmten Blick auf die herzförmige Straße. Aber auch die Buschenschank selbst ist einen ausgedehnten Besuch wert. Während andere oft erst am Nachmittag aufsperren, darf man sich hier bereits vormittags über belegte Brote und "Gibanica", einem herrlichen slowenischen Topfenkuchen, freuen. 


   


Gut gestärkt fuhren wir wieder zurück zur Grenzland-Weinstraße, der wir nun wieder weiter folgten. 


  


Auch wenn es entlang der Weinstraße mittlerweile viele von der Straße getrennte Radwegstreifen gibt, ist man manchmal auch direkt auf der Straße unterwegs. Vor allem an Sonn- und Feiertagen, wenn hier viele Autos und Motorräder herumkurven, können diese Abschnitte ungemütlich werden. Vor allem, wenn man - so wie wir - mit vollem Gepäck und ohne Akku-Unterstützung bergauf nicht unbedingt schnell unterwegs ist. Glücklicherweise gab es kaum Verkehr und so konnten wir die Strecke diesmal voll und ganz genießen.




Auf den weiteren Kilometern bildet die Weinland-Grenzstraße zugleich die österreichisch-slowenische Staatsgrenze. Markierungen auf der Straße zeigen, wo diese genau verläuft und in welchem Land man gerade radelt. Kurz darauf nahmen die Steigungen ein Ende und es ging hinunter ins Leibnitzer Feld. 


  


Der Weg endete an der mehrspurigen Spielfeld-Bundesstraße. Nach kurzer Verwunderung entdeckten wir zwar, dass an dieser ein Radweg entlangführt, nach all den idyllischen Wegen aber wirklich ein kleiner Kulturschock... Wir radelten nach Spielfeld, wechselten auf die andere Murseite und folgten dem Murradweg noch weiter bis nach Unterschwarza, wo wir auf dem Campingplatz von Haubenrestaurant "Oliver kocht" einen schönen Zeltplatz fanden und uns im Restaurant auch gleich kulinarisch verwöhnen ließen. 


  


Tag 3: Zurück nach Graz




Bevor es wieder ans Zusammenpacken ging, genossen wir noch ein gemütliches Frühstück vor unserem Zelt. Mit frischen übergroßen Zucker-Zimt-Schnecken vom Bäcker, der hupmotiviert... ähm... hochmotiviert eine Runde am Campingplatz drehte. 




Statt dem "üblichen" Weg über den Murradweg bogen wir in Altgralla von diesem ab und fuhren über den Stiefingtalradweg weiter durch Heiligenkreuz am Waasen, wo wir zur obligatorischen Wurstsemmelpause einkehrten, und über Edelsgrub hinauf auf die Schemerlhöhe. Wurden wir am Vortag von Wein eingerahmt, gab es hier Mais, Kürbis und Hirse so weit das Auge reicht. Anders als am Murradweg ist der Umweg über die Laßnitzhöhe mit einigen Steigungen verbunden, der Radweg ist aber eine nette Alternative zum Murradweg. Den sind wir in letzter Zeit wirklich schon zu oft gefahren 😉


 


Von Laßnitzhöhe ging es über die Steinbergstraße und durch Raaba wieder zurück nach Graz. 





Weil Walters Simplon noch halb zerlegt am Reparaturständer hängt und auf sein wohlverdientes 40.000km Service wartet, kam dafür wieder das Tern Verge S8i zum Einsatz. Zum Anfang unseres Kurzurlaubs waren wir uns beide nicht so sicher, ob das Faltrad mit der gewählten Strecke zusammenpasst, wurden aber einmal mehr positiv überrascht. Trotz der schlechteren Übersetzung und dem vielen Gepäck stellten die Höhenmeter kein großes Problem dar und auch der Fahrkomfort für die Langstrecke ließ nicht zu wünschen übrig.




Damit ist unser diesjähriger Urlaub auch schon wieder vorbei... Statt einer großen Radreise haben wir heuer mehrere kleinere unternommen und dabei ca. 570 Kilometer und 4.360 Höhenmeter gesammelt ☀

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