Zum Knödelessen auf die BratlAlm

"Hier auf dem Lande werden die armen Städter erst inne,
daß auch das Atemholen ein Genuß ist -
und so atmen sie auf."

Peter Rosegger


Zum Knödelessen auf die BratlAlm und somit in die wunderschöne Region Joglland-Waldheimat. Für uns ist die Waldheimat bereits mit einigen Erinnerungen verknüpft: 2003 kamen wir auf unserer Fußwallfahrt von Graz nach Maria Schutz hier durch und 2010 haben wir unseren Urlaub hier verbracht: wir blieben einige Nächte im ehemaligen Waldheimathof Bruggraber (heute AlplResort), wanderten von hier auf die Pretul, besuchten Peter Roseggers Geburtstagshaus, Waldschule und das Landhaus in Krieglach. Damals sind wir aber noch mit dem Auto angereist 😉



Auf dem Weg von Peter Roseggers Geburtshaus zurück nach Alpl, August 2010


Tag 1: Anreise nach Wenigzell

Mittlerweile kommt so eine Anreise mit dem Auto für uns nur noch selten in Frage. Und so stellte sich auch gar nicht die Frage, wie wir zum Knödelessen auf die BratlAlm anreisen würden: natürlich mit dem Fahrrad! Auch wenn dies ein wenig mehr Planung und Zeit in Anspruch nimmt. Und so ging es auch diesmal bereits einen Tag zuvor los. Nachdem wir erst gegen Mittag von zu Hause wegkamen, fuhren wir einen Großteil der Strecke allerdings mit dem Zug, nämlich bis Rohrbach a. d. Lafnitz. Nur noch ca. 22 Kilometer und 400 Höhenmeter fehlten uns von dort rauf nach Wenigzell.



Nach über drei Stunden im Zug waren wir zwar schon gierig aufs Radeln, aber noch gieriger auf Kaffee und Kuchen. Also radelten wir nur knapp 3 Kilometer bis zu unserer ersten Pause und ließen uns in der Jausenstation Uhl Kaffee, frische Strauben und Apfelstrudel schmecken.



Stetig bergauf ging es nun auf der Landesstraße Vorauerstraße, die wir wohl zur Stoßzeit und somit recht viel befahren erlebten. Wegen engen und kurvigen Straßenabschnitte und ohne Radwege nicht immer der angenehmste Weg. Erst als wir auf die Waldbacherstraße abbogen, wurde es ein wenig ruhiger und damit wesentlich angenehmer. 


 


Als die Sonne schon recht tief stand, kamen wir in Wenigzell an, einem hübschen ruhigen Ort inmitten der oststeirischen Hügellandschaft. Neben Barfußweg, Joglland-Oase und Heimatmuseum zieht es Besucher vor allem zum Wandern hierher. Wir bezogen ein Zimmer im Panorama Sporthotel...



... und ließen den Abend mit einem herrlichen Abendessen im benachbarten Hotel Fast ausklingen 😋



Tag 2: Kraftpfad & Knödelessen

Um die Wartezeit zum Knödelessen am Abend zu überbrücken, suchten wir uns einen Wanderweg in und um Wenigzell und landeten schließlich am "Kraftpfad".



Der Kraftpfad führt vorwiegend auf hübschen Wald- und Wiesenwegen von Wenigzell nach St. Jakob im Walde und bietet in regelmäßigen Abständen Kraftstationen zum Verweilen, Nachdenken und Kräftetanken. Eine Holzliege inmitten des dichten Waldes lädt außerdem zum  "Baden in der Waldluft" ein: hinsitzen, 10 Minuten abschalten und die Ruhe des Waldes mit allen Sinnen genießen 💚 



Dass wir den Wald quasi ganz für uns alleine hatten und unterwegs kaum andere Wanderer trafen, lag wahrscheinlich an dem unbeständigen Wetter, das uns den ganzen Tag begleitete. Sonne, Regen, Sonne, Wind und Regen, Sonne - man hätte meinen können, wir hätten schon April 😉



Der Kraftpfad endet in St. Jakob im Walde, dem Ort, dem die Region den Namen "Joglland" verdankt. Neben der Jakobskirche weisen einige Hinweisschilder auf die oststeirschen Pilgerwege hin, die zum Teil auch hier durchführen, so wie z.B. der Mariazellerweg. Mitten in dem verschlafenen Ort findet man auch das "Kräftereich", eine Erlebnisausstellung, die sich mit den uns umgebenden Kräften und Energien beschäftigt. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs hatte die Ausstellung allerdings noch nicht geöffnet; wie die meisten steirischen Museen befand sich auch das Kräftereich vergangenes Wochenende noch im Winterschlaf. Stattdessen kehrten wir direkt im Ortszentrum im Landgasthof Pink ein und erfreuten uns an Kaffee, Cremeschnitten und - wieder einmal - Apfelstrudel ❤



Zurück spazierten wir nicht auf dem gleichen Weg, sondern ein Stück auf dem Weitwanderweg 913. Wie der Kraftpfad verläuft auch dieser Weg vorwiegend durch Wälder und über Wiesen. Wie man auf den folgenden Fotos sehen kann, hatten wir es auch weiterhin mit wechselhaftem Wetter zu tun. Und kurz vor Wenigzell wurden wir abermals von einem Regenschauer erwischt und kamen daher nicht ganz trocken ins Hotel zurück 😅



Nach kurzem Trockenlegen und Aufhübschen war es dann endlich Zeit für das große Knödelessen, das bereits seit 36 Jahren auf der BratlAlm veranstaltet wird. Bei den  Knödelsitzungen kann man sich zwei Stunden lang durch die verschiedensten Knödelvarianten schmausen: von traditionellen Gerichten wie z.B. Fleischknödel mit Grammelsauerkraut bis hin zu besonderen Kreationen wie Cordon Bleu Knödeln mit Karotten-Krautsalat oder Kichererbsenknödel auf Tzsatsiki. Die meisten haben wir uns geteilt, um wirklich alle probieren zu können und waren einfach nur im Knödelhimmel! Und glücklicherweise mussten wir so gut angemampfelt nicht mehr weit strampeln, sondern nur noch einen guten Kilometer nach Wenigzell runterrollen 😉


"Knödel essen, bis eich zreisst!"

aus der Knödelkarte der BratlAlm



Tag 3: Durch Peter Roseggers Waldheimat

Für die Heimfahrt von Wenigzell hatten wir uns für den Weg durch die Waldheimat entschieden, die ihren wohlklingenden Namen dem Schriftsteller Peter Rosegger verdankt.

Peter Rosegger wurde 1843 als Waldbauernsohn in Alpl geboren und arbeitete anfangs als Wanderschneider. Als solcher hörte er unterwegs Volkslieder, Geschichten und Erzählungen, die er aufschrieb und sammelte. Irgendwann begann er damit auch eigene Gedichte und Romane zu schreiben und wurde zu einem beliebten Heimatdichter und erfolgreichen Schriftsteller. 



Die Waldheimat ist geprägt von bewaldeten Hügeln mit einigen anspruchsvollen Steigungen und belohnenden Abfahrten. Gleich zu Beginn des Tages ging es ordentlich rauf nach Pacher... 



... und wieder runter nach Strallegg, wo wir auf den Feistritztalradweg trafen, den wir bisher nur bis Anger kannten. Entgegen der Flussrichtung radelten wir nun bis St. Kathrein am Hauenstein. Ein schöner vorwiegend schottriger Weg meist abseits der großen Straßen und somit eine willkommene Abwechslung!



Der Feistritztalradweg endet (oder beginnt? 😉) in St. Kathrein am Hauenstein und somit fanden wir uns auf der Bundesstraße B72 wieder, der wir nun über den Alpl Pass bis nach Krieglach folgen würden. Zuvor besuchten wir aber noch kurz das "Mühlental" mit der Hinterleitner Mühle, die ab 1896 gebaut und noch bis in die 1960er zum Mahlen von Hafer, Roggen und Viehgetreide verwendet wurde. Seit einer Restaurierung 1993 ist sie auch heute noch betriebsfähig und bei Führungen als Schaumühle im Einsatz. Auf der Außenwand der Mühle findet man das Zitat von Peter Rosegger, das ihr am Beginn dieses Blogbeitrags findet. Spätestens jetzt befindet man sich ganz im Herzen der Waldheimat: der Heimatdichter und sein Name begegnet einem hier auf Schritt und Tritt!  



Vorbei an der Peter Rosegger Ausstellung und zurück auf der B72 strampelten wir nun rauf zur Pfarrkirche von St. Kathrein am Hauenstein, der Lieblingskirche von Peter Rosegger: 


"In dieser hellen lieblichen Kirche der dunklen Waldheimat
ist es gewesen, wo zwischen Vater und Mutter
mich die Gottesnähe so glückselig gemacht hat,
wie nirgends seither in der weiten Welt."

Peter Rosegger


In seinem biographischen Werk "Als ich noch der Waldbauernbub war" beschrieb er recht ausführlich den Weg von seinem Geburtsthaus in Alpl zur Christmette in St. Kathrein am Hauenstein. Heute verbindet ein Wanderweg die beiden Orte und trägt passenderweise den Namen Christmettenweg. Nach wie vor treffen sich jedes Jahr zu Heilig Abend einige Wanderer mit Laternen und Fackeln und gehen den Weg zur Christmette.



Auch das Denkmal am Vorplatz der Kirche ist dem Dichter gewidmet. Mit Natursteinen, Moos und Immergrün ein besonders schönes Fleckerl.


"Das ist Dein schönster Ruhm o Dichter
Der Du so viel des Schönen schriebst.
Dass Du bei allem Ruhm ein schlichter 
Getreuer Sohn der Heimat bliebst."

Inschrift am Denkmal


 


Damit ließen wir St. Kathrein am Hauenstein schon wieder hinter uns. Über teilweise recht knackige Steigungen ging es über den Alpl Pass. Da wir am Sonntag unterwegs waren, hielt sich der Verkehr glücklicherweise in Grenzen. Unter der Woche hat man es hier bestimmt auch mit einigen Lastkraftwagen zu tun, was ein entspanntes Dahinradeln auf der steilen und kurvigen Straße verleiden könnte.
Kurz vor Alpl kehrten wir beim Gasthof Roseggerhof ein. Dieser taucht als "Jagerwirt" in den Geschichten von Peter Rosegger auf, wurde zur Abwechslung aber eigentlich nicht nach ihm benannt: der Name ist auf den Besitzer Jakob Rohsegger zurückzuführen. Uns war der Namenspatron in diesem Fall aber nicht so wichtig, wir freuten uns hier über eine urige Gaststube mit Bildern von Peter Rosegger - eh klar! - und hausgemachten Mehlspeisen. 



Kurze Zeit später erreichten wir die Passhöhe und die Ortseinfahrt von Alpl. Als Radfahrer hat man hier den großen Vorteil einfach am Straßenrand stehen bleiben zu können und den Blick auf den nächsten Hügel und somit auf das Geburtsthaus von Peter Rosegger, den Kluppeneggerhof, zu werfen. Heute beherbergt das Haus ein Museum und gehört zum Universalmuseum Joanneum. Den Weg dorthin konnten wir uns aber getrost sparen, immerhin war auch dieses noch geschlossen. Genauso wie die Waldschule in Alpl, die 1902 nach einem Spendenaufruf von Peter Rosegger erbaut werden konnte. Neben dem originalen Schulzimmer und Roseggerzimmer findet man darin auch das Österreichische Wandermuseum. 



Nach einem weiteren Anstieg auf 1.093m ging es dann endlich runter ins Mürztal. Eine recht kurvige Straße, weswegen wir einige Pausen zum Auskühlen unserer Bremsen einlegen mussten. Aber immerhin hatten wir dabei meist einen schönen Ausblick auf schneebedeckte Berge.



In Krieglach steuerten wir auch noch das Landhaus mit Studierhäusl an, das Peter Rosegger als bereits erfolgreicher Schriftsteller in den 1870ern für sich bauen ließ und in dem er 1918 auch starb. Auch das Landhaus kann besichtigt werden und gehört zum Universalmuseum Joanneum. Jedenfalls nach der Winterpause wieder. Also ab heute 😉
Aber wir wollen ohnhin nochmals hierher und dann eventuell auf die Pretul wandern. Und dann machen wir das ganze Peter Rosegger Programm mit allen Museen und Ausstellungen. Armer Walter! 😂 



Eigentlich hätten wir in Krieglach in den Zug steigen können, aber wir hatten noch Zeit und Lust für ein paar weitere Kilometer und entschieden noch bis Bruck an der Mur zu radeln. Und das obwohl der Mürztalradweg bis dahin nicht unbedingt unser liebster Radweg ist, schließlich findet sich hier im unteren Teil  viel Industrie und wir finden den Weg recht eintönig und unspektakulär. Vor allem im Kontrast zur idyllischen Waldheimat. Weswegen sich die Strecke auch plötzlich recht lang anfühlte. Trotzdem radelten wir brav und strampelten auch noch ordentlich rein, um den gewünschten Zug in Bruck an der Mur zu erwischen. Was wir auch geschafft hätten, wenn sich nicht kurz vor dem Bahnhof eine Komplettsperre des Radwegs "ergeben" hätte, die wir auch nicht einfach umtragen hätten können. Der Umweg kostete uns mehrere Kilometer (vor allem weil wir wieder ein ziemliches Stück zurückfahren mussten, um über die Schienen zu kommen), einiges an Zeit und somit auch unseren Zug 😅


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