5.000 km Service und das zerlegte Getriebe


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Wieder einmal ein verregneter Samstag, den wir lieber auf der Couch als auf den Fahrrädern verbringen. Dafür haben wir nun aber auch endlich Zeit um euch vom 5.000 Kilometer Service von unserem Tern Verge S8i zu erzählen...

Nach einem Brompton und einem Dahon Curve i3 handelte es sich beim Tern um das dritte Faltrad, das wir in unseren Fuhrpark aufnahmen. Der Wunsch war ein wartungsfreies und reisetaugliches Faltrad, möglichst komfortabel für längere Touren und Radreisen und trotzdem klein genug um es überall mit hin zu nehmen.
Die technischen Spezifikationen des Tern Verge S8i klangen sehr vielversprechend: Riemenantrieb, hydraulische Scheibenbremsen, komplett gekapselte Nabenschaltung (wobei hier ein größeres Übersetzungsverhältnis durchaus wünschenswert wäre), Gepäckträger für normale Satteltaschen und 20 Zoll Ballonreifen für die entsprechende Dämpfung. Auch das spurstabile und komfortable Fahrverhalten konnte Walter schnell von dem Faltrad begeistern. Und so kam das Tern bei vielen Touren, kürzeren Radreisen im moderaten Gelände und manchmal auch als Alltagsfahrrad zum Einsatz. Ganzjährig bei Wind und Wetter. Sogar bei einem der wenigen Winter, der uns in den letzten Jahren ein wenig Schnee brachte, genoss Walter es damit in die Arbeit zu fahren - auch wenn die kleinen Reifen doch recht schnell im Schnee versanken 😅


   


Nach vier Jahren und etwa 5.000 gefahrenen Kilometern wurde eine Komplettwartung unbedingt notwendig. Vor allem der Einsatz im Winter hatte sichtbare Spuren hinterlassen, die es zu beseitigen galt: die beiden hydraulischen Bremssättel waren undicht geworden und auch das Nabengetriebe hatte etwas Nässe abbekommen.


     


Nach einer kurzen Internetrecherche stellte sich heraus, dass das vermeintlich wartungsfreie Getriebe etwa alle 5.000 Kilometer bzw. alle zwei Jahre zerlegt, in Öl gebadet und mit reichlich Schmierfett wieder zusammengesetzt werden sollte um fit für die folgenden 5.000 Kilometer zu sein. Dank der Unterstützung von einigen Webseiten und Videos traute Walter sich dies selbst zu und fand während der Coronazeit auch genügend Ruhe und Zeit für diese doch sehr zeitintensive Wartung. Mit dem eigens dafür bestellten Shimano Kassettenabzieher TL-LR10 konnte das Getriebe geöffnet werden. Bei der Kontrolle der Hauptteile unter der Lupe wurden zwar Korrosionsschäden am Außenlager gefunden, wo scheinbar Wasser eingetreten war, aber glücklicherweise keine ernsthaften Schäden. Beim anschließenden Ölbad wurde das Getriebe von Metallabrieb und anderen Verschmutzungen gereinigt und geschmiert. Dann ging es auch schon wieder ans Zusammensetzen - mit viel Lagerfett an den richtigen Stellen - und es sind tatsächlich keine Teile übrig geblieben 😉


Hier einige Links/Videos, die wir dazu hilfreich fanden:


             


Auch bei den Bremsen wurde nicht lange gefackelt. Statt ein Dichtungsset zu nutzen, mit dem die Kolben abgedichtet werden können, wurden die Bremssättel gleich als ganzes ersetzt. Einerseits sind Shimano Deore Bremssättel recht günstig und andererseits ist das Wechseln so auch relativ einfach: die Verschraubung von der Hydraulikleitung und die zwei Befestigungsschrauben des Sattels lösen und schon kann man den alten durch den neuen ersetzen. Die neuen Bremsklötze mussten  anschließend noch mit Hydraulikbremsflüssigkeit gefüllt werden, doch auch die Befüll- und Entlüftungsprozedur gestaltete sich als recht einfach und war in wenigen Minuten (und mit einiger Patzerei) erledigt. Übrigens nicht das erste Mal, dass wir hydraulische Bremsen ersetzen mussten: Walters Simplon bekam vor unserer Reise ans Ende der Welt eine komplett neue Bremsanlage, da der ganzjährige Einsatz und die daraus resultierende Salzkorrosion ihre Spuren hinterlassen hatten.


Auch dazu zwei hilfreiche Videos:


    


Nun mussten noch alle durch Öl verschmutzten Teile gereinigt werden, vor allem die Scheibenbremsen benötigten mehrere Waschgänge mit Kaltreiniger. Positiv zu erwähnen, dass der Rahmen keinerlei Korrosionsschäden aufwies. Und auch am Riemen gingen die 5.000 Kilometer im Ganzjahresbetrieb scheinbar spurlos vorüber, allerdings hatte sich an der Edelstahlriemenscheibe einiges an Flugrost gesammelt. Wie immer endete die Wartung mit einer gründlichen Reinigung und dem Schmieren aller beweglichen Teile. Fertig!


      


Um festzustellen ob die Wartungsarbeiten erfolgreich waren, fuhren wir ein paar unserer Lieblingstouren rund um Graz, u.a. auf die Platte. Die Route ist mit einigen Höhenmetern verbunden, wobei sich das Tern wieder einmal bewährte. Mit einem Brompton und seinem doch eher eingeschränkten Übersetzungsverhältnis wären derartige Anstiege nicht zu bewältigen. Es sei denn man besitzt ein Schlumpfgetriebe - aber dazu vielleicht ein anderes Mal mehr 😉


 


Fazit: Der Traum vom wartungsfreien eierlegenden Wollmilchsaufahrrad hat sich nicht ganz erfüllt. Wenn man davon ausgeht, dass wir leicht auf 5.000-6.000 geradelte Kilometer pro Jahr kommen, müsste man die Getriebereinigung jährlich durchführen, was doch einen erheblichen Wartungsaufwand darstellt. Von allen Falträdern, die wir bereits testen und fahren durften, zeigt das Tern Verge S8i jedoch die besten Eigenschaften in Bezug auf Fahrverhalten und Komfort. Und auch der Riemenantrieb hat sich als wartungsarm und belastbar herausgestellt. Lediglich die Größe im zusammengefalteten Zustand empfinden wir als etwas behäbig (vor allem im Vergleich zum Brompton), was vor allem bei der Mitnahme in Bus und Zug und beim Verstauen nicht immer ganz problemlos läuft.


  


Auf die nächsten 5.000 Kilometer! ❤

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