40.000km Service


40.570 Kilometer. Mehr Kilometer als einmal am Äquator um die Erde herum hat Walter in den letzten Jahren mit Radausflügen, Radreisen, vor allem aber mit vielen vielen alltäglichen Fahrten bei jedem Wind und Wetter auf seinem (Haupt-)Fahrrad zusammengesammelt. 




Also wurde es wieder einmal höchste Zeit für ein Komplettservice bzw. eine Generalüberholung. Das Fahrrad wurde teilweise zerlegt, auf den Reperaturständer gehängt und dann... tja... dann kam Corona und damit ein eher eingeschränkter Radius. Und noch dazu die neu gewonnene Begeisterung für Bikerafting, wo bisher nur die Bromptons zum Einsatz kamen. 
Kurz: es gab überhaupt keine Eile das Fahrrad wieder zusammenzubauen, weswegen es nun beinahe ein ganzes Jahr halb zerlegt herumhing. Erst ehrgeizigere Projekte in der jüngeren Vergangenheit und - vor allem - geplante Touren brachten Walter nun dazu das Radlservice endlich zu vervollständigen. Und somit gibt es nun endlich einen kleinen Rückblick für euch:

 


Als erstes wurde der komplette Bowden-Schaltzug auf der linken Seite getauscht. Beim Transport von Spanien zurück war einer der Kabelzüge so überdehnt worden, dass er einriss. Mit Kabelbindern wurde die Stelle damals provisorisch geflickt und der Kabelzug damit temporär am Leben erhalten. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass wir damals nicht damit gerechnet haben, dass diese Notlösung problemlos zwei Jahre übersteht...

Beim rechten Schaltzug ist übrigens alles noch original. Ist das nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, wie viele Schaltaktionen dieser kleine Hebel bereits durchgemacht hat und trotzdem noch immer klaglos seinen Dienst verrichtet? Wir werden ihn auf alle Fälle auch weiterhin nicht anrühren. Vor allem, weil wir unbedingt rausfinden wollen, wie lange dieser hält 😉


 


Bremsklötze werden ohnehin einmal jährlich erneuert, weil sie durch den Ganzjahresbetrieb und vor allem an den Winterfahrten leiden. Nach 40.000 km waren nun aber auch die Bremsscheiben fällig, weil das Mindestmaß von 1,8mm ... räusper ... leicht ... räusper ... unterschritten war (1,55mm 😉).





Normalerweise werden einmal jährlich die Kette und alle 3-4 Jahre die Kettenblätter gewechselt. Wenn Ritzel und Kette am Ende ihrer Laufzeit angekommen sind und sowieso bald getauscht werden müssen, wird die letzte Kette aber fertiggefahren oder - wie Walter es formuliert - "wird die Kette gefahren, bis nix mehr geht". Die Kette war diesmal also schon über zwei Jahre im Einsatz und hat sich übermäßig gelenkt; somit waren auch die Kettenblätter vorne und hinten zu tauschen. Der Ausbau gestaltete sich aber schwierig, weil die Achse auf einer Lagerseite stark korrodiert war. Beim Ausschlagen mit dem Gummihammer musste zwangsläufig das Tretlager zerstört werden, das durch die Korrosion aber ohnehin schon stark beschädigt war. 
Mit neuem Spezialwerkzeug war das Einsetzen des neuen Lagers schließlich ein Kinderspiel. Die Schlüssel vom bisherigen Billigwerkzeug haben die Lagerhälften aus Aluminium mehr beschädigt als es wert war (und das hat schon jahrelang genervt). 
Und natürlich wurde alles ordentlich gefettet, damit zumindest von außen das Feingewinde des Rahmens nicht mehr durch Feuchtigkeit angegriffen werden kann. 


   


Der Tausch der Kette stellt mittlerweile den kleinsten Aufwand der gesamten Wartung dar. Aus Bequemlichkeit - und weil vorhanden - wurde die alte Kette mit Bolzenschneider getrennt. 
Bei der Gelegenheit wurde auch gleich das hintere Ritzelpaket getauscht. 



   


Beim Demontieren des bereits lockeren Kettenschutzes riss einer der Halterungswinkel ab. Weil wir gerade nichts Besseres zuhause hatten, wurde ein einfacher Montagewinkel als Ersatz angenietet. Nicht schön, aber erfüllt seinen Zweck 😉




Weil am Fahrrad ohnehin immer zu wenig Platz ist und wir mittlerweile auch unser Bikerafting-Zubehör irgendwo verstauen müssen, haben wir zum Ausprobieren einen kleinen Frontgepäckträger montiert. Eigentlich war die Montage kein Problem, aber es waren doch einige Adaptierungen nötig: Befestigungslöcher neu bohren, Halterungsbleche biegen und anfertigen und zu guter Letzt das Frontlicht versetzen. Für letzteres mussten natürlich auch die Kabel verlängert werden. Auch nicht schön, aber auch das funktioniert 😉




Was von der Reperatur übrig blieb... Einige fürchterlich verschlissene Verschleißteile, die gereinigt eventuell noch für lustige Upcycling-Projekte zum Einsatz kommen, und gleich zwei kaputte Torx-Schlüssel 😉




Endlich Zeit für eine Probefahrt! Walter war jetzt beinahe ein Jahr mit seinem Drittrad, dem Faltrad Tern Verge S8i, unterwegs, das für nicht ganz so anspruchsvolle Radtouren durchaus geeignet ist. Trotzdem sorgte die Fahrt mit seinem geliebten Simplon für ein ganz anderes Fahrgefühl. Endlich wieder gefederte Sattelstütze! Und normal-große Reifen! 😉


 


Original am Simplon sind nach vielen vielen Serviceeinheiten übrigens: Rahmen, Schaltung rechts, Lenker, Gepäcksträger und - am meisten überraschend - das vordere Laufrad. Für unsere Reise ans Ende der Welt haben wir zwar sicherheitshalber ein neues Laufrad eingebaut, mittlerweile ist aber wieder das alte im Betrieb und läuft nun seit grob 37.000 Kilometern. Weder Nabendynamo noch das Lager im Nabendynamo zeigen Verschleißerscheinungen! 

Der Ganzjahresbetrieb geht an unseren Fahrrädern aber nicht spurlos vorüber... Umso mehr hoffen wir, dass sie uns noch lange erhalten bleiben und wir sie noch möglichst lange im Einsatz haben. Sie sind mittlerweile einfach perfekt eingefahren! In diesem Sinne: Auf viele weitere Kilometer und (Rad-)Abenteuer ❤


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