180km


Statt mit der Großfamilie feierten wir Ostern auch heuer wieder im allerkleinsten Kreis und verbrachten das Osterwochenende somit wieder nur zu zweit. Nach einem eher faulen Karsamstag mit der obligatorischen kärntnerisch-steirischen Osterjause nahmen wir uns für Ostersonntag ein sportlicheres Kontrastprogramm vor: von Graz nach Bad Radkersburg und auch wieder zurück, also ca. 180 Kilometer und somit so viele Tageskilometer wie noch nie zuvor. 
Ob wir uns für dieses ehrgeizige Vorhaben den besten Zeitpunkt ausgesucht hatten, sei dahingestellt: Walters Fahrrad kam nach knapp einem Jahr Stillstand frisch aus dem 40.000km Service, Julia bekam erst kürzlich einen neuen Sattel und noch dazu handelte es sich dabei um die erste große Tour des Jahres. All diese Gegenargumente konnten uns aber nicht von unserem ersten "Langstreckenversuch" abbringen. Sicherheitshalber wählten wir mit dem Murradweg aber eine Route, auf der man im Fall der Fälle jederzeit unterwegs in die S-Bahn hüpfen kann. Dass es sich dabei auch um die einzige Strecke im Grazer Umland handelt, die nicht von hügeliger Landschaft geprägt ist, war natürlich ein weiterer Pluspunkt (nicht wegen den Höhenmetern an sich, aber bergauf-bergab sind wir natürlich um einiges langsamer unterwegs 😉).




8:00 Uhr

Bei gerade einmal 4°C starteten wir auf dem Murradweg in Richtung Süden. Schwer zu sagen, ob es an den erfrischenden Temperaturen oder an der frühen Uhrzeit an einem Feiertag lag: jedenfalls hatten wir den Radweg ganz für uns alleine. 


 


9:45 Uhr

In Bachsdorf, wo immer die erste Labestation der Tour de Mur zu finden ist, stoppten wir auch für unsere erste Pause. Nachdem die Gastronomie noch immer geschlossen hatte und sich auch die Trinkbrunnen noch in der Winterpause befanden, waren unsere Satteltaschen gut gefüllt mit Trinkflaschen und Thermoskannen voller Trinkwasser und Süßkram für den ganzen Tag. 




Durften wir uns bisher über wolkenlosen Himmel freuen, passte sich das Wetter über den Vormittag immer mehr der Vorhersage an. Blau wurde grau und hinzu kam auch noch ein kalter Gegenwind. Trotzdem kamen wir recht gut voran, machten zwischendurch immer wieder Trink- und Süßkrampausen und kurbelten einfach Kilometer für Kilometer ab.




11:45 Uhr

Bereits kurz vor Mittag trudelten wir bei der Schiffsmühle in Mureck ein. Abgesehen von ein paar Bärlauchsuchern derzeit ein recht einsamer Ort. Normalerweise freuen wir uns hier auf Kaffee und Strudel (oder an ganz hungrigen Tagen auf Backhendlsalat), diesmal mussten wir uns mit selbst mitgebrachter Jause begnügen: Kärntner Reinling, dem Rest von unserer Osterjause.




12:15 Uhr

Schneller als gedacht kamen wir beim Murturm in Gosdorf an. Machen wir hier üblicherweise eine kleine Pause, die Walter mit einem Ausflug auf den Aussichtsturm verbindet, sausten wir diesmal aber nur vorbei. Lasst euch von dem vielen Blau auf dem folgenden Foto nicht täuschen, wir radelten bei Tageshöchstwerten von 12°C 😅





12:50 Uhr

Kurze Zeit später tauchte auch schon die Burg Oberradkersburg vor uns auf. Nicht mehr weit bis nach Bad Radkersburg! 




13:20 Uhr

Ankunft in Bad Radkersburg und somit Halbzeit! Auch wenn die Freude darüber durch leichten Nieselregen und grrrrausliche 10°C ein wenig getrübt wurde. Da die Murbrücke derzeit nur mit Grenzkontrolle betreten werden kann, ließen wir uns an der Murpromenade nieder und nutzten diese Pause auch dazu den Sattel von Julia neu einzustellen. Wenige Kilometer vor Bad Radkersburg begannen die Knie zu schmerzen und nachdem Strecken von 90 Kilometer dieses Phänomen noch nie hervorgerufen hatten, konnte es nur am neuen Sattel liegen.  
Dann folgte die mittlerweile schon traditionelle kleine Runde durch Bad Radkersburg: vorbei am Puchhaus, über den Hauptplatz, durchs Frauentor zur Kirche Maria Hilf, zurück zur Murpromenade...


 


... und wieder zum Murradweg. Und auf gleicher Strecke ging es nun wieder zurück nach Graz. Kurze Zeit später radelten wir unseren 100. Kilometer ❤




16:15 Uhr

Irgendwann ließ sich die Sonne doch wieder blicken. Der Wind sorgte aber auch weiterhin dafür, dass es dadurch nicht wirklich wärmer wurde. Wenigstens hatten sich Julias Knieprobleme mittlerweile wieder in Luft aufgelöst - der Sattel war nun also scheinbar richtig eingestellt (unglaublich, was ein paar Millimeter Veränderung anrichten!). 




Ansonsten gab es auch weiterhin kaum Wehwehchen oder Ermüdungserscheinungen, aber die Strecke selbst machte uns mittlerweile ein wenig zu schaffen. Den Murradweg kennen wir mittlerweile so gut, dass es hier kaum noch Neues für uns zu entdecken gibt. Und dann an einem Tag gleich in beide Richtungen sorgte für eine ordentliche Portion Langeweile. Damit hatten wir aber auch gerechnet und sicherheitshalber unsere Knochenschallkopfhörer eingepackt (gegenüber "normalen" Kopfhörern finden wir Knochenschallkopfhörer beim Radfahren besser, weil man den Verkehr noch normal hört und auch normal tratschen kann 😉). Radio an, weiter strampeln und schneller als gedacht zeigte Walters Tacho auch schon 150 Kilometer! 




19:15 Uhr 

Nur noch etwa 10 Kilometer trennten uns von daheim, trotzdem stoppten wir noch einmal für eine kurze Verschnaufpause. Abgesehen von der immer langsameren Geschwindigkeit, die wir auf den letzten Kilometern bemerkt hatten, kamen nun doch erste Ermüdungserscheinungen zum Vorschein. Julia hatte sich kurz zuvor darüber erschrocken, dass sie während dem Radeln "nur ganz kurz" die Augen schloss... Und auch erste Wehwehchen machten sich bemerkbar: Julias Achillessehne begann sich über die Dauerbewegung zu ärgern und Walter hatte von der Kombination von verschwitztem Shirt, kaltem Wind und der unveränderten Haltung über den ganzen Tag leichte Krämpfe in den Armen.
Hatten wir kurz zuvor noch gescherzt, dass wir in Graz noch irgendwo weitere 20 Kilometer im Kreis fahren würden um 200 "vollzumachen", freuten wir uns nun schon riesig auf zuhause. 
Also pausierten wir nur noch kurz, tankten Wasser nach, verspeisten den letzten Süßkram, freuten uns über den Sonnenuntergang und machten uns an die letzten Kilometer. 


 


20:10 Uhr

Etwa 12 Stunden nachdem wir weggeradelt waren, trudelten wir zuhause wieder ein. Und freuten uns riesig auf unseren Kaminofen und eine heiße Dusche. Beides konnte nicht verhindern, dass wir beide von leichtem Schüttelfrost geplagt wurden... Ob es an der Kälte lag, die uns den ganzen Tag nicht losließ, oder wir eventuell doch überlastet waren, ist schwer zu sagen. Ansonsten merkten wir von den gefahrenen 180 Kilometern aber wenig. Abgesehen von einem riesigen Hunger, den wir mit der Lieferung von zwei gigantischen Kebab-Menüs beheben konnten 😉




Ausradeln

Worauf wir am Vorabend so gar keine Lust mehr hatten, holten wir am Tag darauf doch noch nach und machten eine kleine Ausradelrunde durch Graz. Abgesehen von Julias Achillessehne erinnerte nichts an die 180 Kilometer des Vortages und wir sind wirklich überrascht, wie problemlos unser erstes Langstreckenradeln verlaufen ist. Dass wir unserem Namen "Genussradler" zukünftig untreu werden, muss aber niemand befürchten: wir finden gemütliches Dahingondeln, kleine Sightseeingrunden und Genussradtouren viel schöner... Auf alle Fälle können wir aber eines bestätigen: unsere Fahrräder (und Sättel) passen perfekt und wir sind gut gerüstet für die kommende Radlsaison ❤


 

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